mannerism 1520-1600 | MANIERISMUS

Der Manierismus umfasst die Zeit etwa zwischen 1520 bis 1600, die durch die Reformation und Gegenreformation gekennzeichnet ist. Aus Italien kommend, erfasst die eigenständige Kunstbewegung ganz Europa. In England heißt der Manierismus Tudor-Style, in Frankreich Schule von Fontainebleau. Den Namen erhält der Stil von Giorgio Vasari (1511-1574), der die Werke italienischer Künstler beschreibt, die die „Maniera di Michelangelo“ nachahmen. Michelangelo gilt damals als der Vollender von Schönheit und Harmonie, der selbst die berühmtesten antiken Künstler übertrifft. Ihm nachzueifern, seine Manier nach besten Kräften nachzuahmen, ist unter den jüngeren Künstlern in allen Gattungen Mode.

 

Die Imitation und das bewusste Überspitzen klassischer Formen sind Charakteristika des Manierismus, eine Spätform der Renaissance und doch eigenständige Stilrichtung. Die Suche nach neuen, nie dagewesenen Effekten, das Experimentieren mit neuen Formen, Ausdrucksmöglichkeiten, Farbzusammenstellungen und Materialien schlägt Kapriolen. Modern ist es Neuartiges und Originelles zu schaffen. Eine typische Künstlerfigur ist der Florentiner Bildhauer und Goldschmied Benvenuto Cellini (1500 – 1571). Er fertigt 1543 das berühmte goldene Salzfass für den König von Frankreich, heute im Kunsthistorischen Museum Wien, und berichtet in seinen Memoiren ausführlich über die Entstehungsgeschichte. Seine Beschreibungen der fieberhaften Suche nach Interessantem und Ungewöhnlichem steht stellvertretend für die Künstlergeneration dieser Zeit.

 

Anlass für die Abkehr vom Ideal der Renaissance ist der „Sacco di Roma“, die Plünderung Roms durch das kaiserlich habsburgische Heer 1527. Dieses Ereignis schockiert römische Künstler, die bis nach Frankreich fliehen. Als Hofmaler gründet so Fiorentino die Schule von Fontainebleau, wie der Manierismus in Frankreich zur Zeit König Francois I., genannt wird. In England benennt man den Stil nach dem Herrscherhaus Tudor-Stil. Hans Holbein d. J., Hofmaler am Hof Heinrichs VIII. in London, ist der Hauptvertreter. Zu seinen Aufgaben gehört neben der Porträtmalerei vor allem das Entwerfen von Schmuckstücken, Tafelgeschirr, Waffen, Möbel und Festgewändern. Der manieristische Stil erreicht die Höfe in Prag und München. Eine Sonderform entwickeln Cornelis Floris und Brueghel in den Niederlanden. Ornamentstecher wie Virgil Solis aus Nürnberg, der Münchner Hofmaler Hans Mülich oder der Flame Theodor de Bry, veröffentlichen ganze Serien von Schmuckvorlagen. In Prag beruft Kaiser Rudolf II. Künstler und Goldschmiede aus ganz Europa an seinen Hof.

 

Im manieristischen Schmuck finden sich die Abkehr von der Harmonie, die Übersteigerung in den Gestaltungsmitteln, verschlüsselte Bildinhalte, gestreckte Formen und Figuren, wie auch Überladenheit. Neue Techniken und Verfahren halten Einzug, wie etwa das Ätzen von Metallen. Bei der Bearbeitung von Edelsteinen setzt sich der Tafelschliff durch, der eine Spiegelfassung erhält, das heißt Oberfläche und Zargenrand bilden eine ebene Fläche. Maskendarstellungen und Bandornamentik sind angesagt.