rococo 1715 – 1785 | ROKOKO

Das Rokoko ist im 18. Jahrhundert die Epoche des galanten Stils, des Strebens nach höchster Verfeinerung der Lebenskultur. Spielerische Verzierungen und elegante Raffinesse kennzeichnen das Rokoko in allen Kunstgattungen. Die Rocaille, ein Muschelwerk mit leichten und asymmetrischen Schmuckformen, ist Namensgeber des spätbarocken Dekorationsstils, der erstmals in Frankreich festzumachen ist und sich in ganz Europa ausbreitet. Die Zeit des Rokoko ist die letzte Epoche großer Prachtentfaltung in allen kulturellen Bereichen, von der Kunst bis hin zur extravaganten Mode.

Die Rocaille, ein Muschelwerk mit leichten und asymmetrischen Schmuckformen, ist Namensgeber des spätbarocken Dekorationsstils, der erstmals in Frankreich festzumachen ist. Die Zeit des Rokoko ist die letzte Epoche großer Prachtentfaltung in allen kulturellen Bereichen, von der Kunst bis hin zur extravaganten Mode.

In allen Teilen der Welt ist das 18. Jahrhundert – das Zeitalter der Aufklärung – von neuen Ideen und Denkweisen geprägt. Es ist das Zeitalter der Revolutionen und markiert den Beginn der Moderne in Europa. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts ist Europa vom Großen Nordischen Krieg (1700 – 1721), vom Spanischen Erbfolgekrieg (1701 – 1713), vom Österreichischen Erbfolgekrieg (1740-1748) und dem Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) beherrscht. In der anschließenden Friedenszeit kommt es zu wichtigen neuen Entwicklungen: Neue Techniken und Praktiken in der Land- und Viehwirtschaft, Naturwissenschaft und Philosophie verbreiten sich. Großbritannien wird europäische Groß- und führende Seemacht. Eine florierende Wertpapierbörse etabliert sich in London. Die Frühphase der industriellen Reformation beginnt in England. Asien wird wichtige Wirtschaftsregion und Importeur für Europa. In Fernost werden modische Gebrauchsgüter für den europäischen Geschmack hergestellt. Die Vereinigten Staaten von Amerika erklären 1776 ihre Unabhängigkeit von England. Kleiderordnungen und Aufwandsgesetze verlieren im Verlauf des 18. Jahrhunderts ihre Gültigkeit. An Stand und Vermögen wird nun der Lebensstil ausgerichtet. Die gebildeten Stände sind ein Lesepublikum und fördern den enormen Aufschwung des Presse- und Verlagswesens. Zeitschriften wie „das Morgenblatt für gebildete Stände“ oder das „Journal des Luxus und der Moden“ zeigen das breite Spektrum kulturellen Konsums auf: Literatur, Kunst, Theater, Musik, Mode und Luxus, Reiseberichte, Sitten und Gebräuche, Gartenarchitektur und vieles mehr.

 

Spielerische Verzierungen und elegante Raffinesse in allen Kunstgattungen kennzeichnen das Rokoko, die Epoche des galanten Stils. Nach dem Tod des Sonnenkönigs, 1715, beginnt mit dem Régence, der kurzen Regierungszeit Philipps II. bis zur Mündigkeit Ludwigs XV., die stete Verfeinerung der Lebensformen. Die Suche nach der perfekten Mischung aus Genuss, Eleganz und Pracht bestimmt das Lebensgefühl des Adels. Nicht allein kostbare Stoffe und wertvoller Schmuck sind gefragt, sondern besonders der raffinierte Geschmack in der Zusammenstellung. Die Formensprache entfaltet sich in einer schwungvoll-eleganten Manier, zu einer heiter-grazilen Dekorationskunst. Es ist die Zeit der Watteau-Falte bei Damen und weiter Rockschöße bei Herren. En Vogue sind bei den Bekleidungsstücken grazile Ranken oder Streublümchen. Nach orientalischen Vorlagen wird die Nelke besonders beliebt. Große Bedeutung hat der Aufputz: eine Fülle von Schleifen, Falbeln, Spitzenborten, Schärpen und Kunstblumen. Dazu bleiben prächtige Stickereien in Mode. Kennzeichnendes Ornamentmotiv ist die asymmetrisch phantasievoll verspielte Rocaille. Erste Frauenjournale erscheinen und verbreiten weltweit Vorlagen zu Mode und Schmuckformen.

Unter Ludwig dem XV. kommt die Chinamode auf. Offizielle Mätressen wie Madame du Barry oder Madame de Pompadour geben in Mode und Schmuck den Ton an. Der luxuriöse Lebensstil bringt einen immensen Bedarf an Preziosen mit sich. In Paris öffnen zahlreiche Juwelierläden: 1767 gibt es davon 314. Der Brillantschliff des Diamanten mit 56 Facetten und enormer Strahlkraft wird erfunden. Unangefochten bleibt der Vorrang der Edelsteine, hinter denen die Fassung – bevorzugt aus Silber – möglichst zurücktritt. Geschätzt sind außerdem Topas, Amethyst, Saphir, Opal und in geringerer Anzahl Rubin und Smaragd. Weiterhin en vogue sind florale Motive, Bänder und Schleifen. Bis zum Klassizismus setzt sich der Schmuck fast ausschließlich aus Edelsteinen verschiedenster Größen, Formen und Farben zusammen. Enge Halsbänder werden getragen, aus Samt oder Edelstein- wie Brilliantborten mit nebeneinander befestigten Anhängern, sogenannten „Pendants“. Eine modische Halsbandform ist die „Rivière“. Sie besteht aus einer Reihe großer mit Edelsteinen eingerahmter Einzelsteine. Als Brustschmuck dient neben der Sévignébrosche der „Stecker“ oder „Devant le Corsage“. Üppig verziert ist diese große, dreieckig spitz zulaufende Broschenform. „Aigrettebroschen“, an Reiherfedern erinnernd, werden gerne im Haar wie auch an der Brust getragen. Auch Rocaillen und Voluten kommen auf Broschen zur Geltung. Die Reifen der Fingerringe sind leicht und zierlich mit Blüten-, Blätter- und Rosettenmotiven. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts kommt der „Marquise-Ring“ in Mode, bei dem ein großer Farbstein eingefasst ist von Brilliantreihen. Schlichte Ohrgehänge bestehen aus drei Tropfenperlen, wobei die mittlere tiefer hängt. Reicher gestaltet sind die „Girandoles“, bei deren Hauptmotiv unter dem Ohr meist ein großer Stein, eine üppige Blüte oder Schleife, zusätzlich mit drei kleineren Steinen in Tropfenform angebracht sind. Armbänder sind gerne durchbrochen gearbeitet und mit Diamantreihen bestückt, oder bestehen aus mehreren Perlenschnüren. Typisch für die Zeit ist eine Zierkette aus reichverzierten Gliedern, die „Châtelaine“. Der Kavalier trägt daran Uhr, Petschaft und Schlüssel, die Dame dagegen kleine Gebetbücher, Riechfläschchen oder Nähbüchsen. Zusammen mit Knöpfen und Schnallen ist die Châtelaine ein alltäglicher Schmuck, für den auch billigere Halbedelsteine verwendet werden.

 

Eine ganze Industrie beschäftigt sich mit der Imitation von kostbaren Schmucksteinen. Strass und Bleiglaspasten finden Einsatz. Zu Ersatzschmuck zählt vor allem in England Markasit- oder geschliffener Stahlschmuck.