arts & crafts 1860 – 1920 | ARTS AND CRAFT

Das Arts and Crafts Movement entstand zu Zeiten Königin Viktorias und vertritt in England die Ideale einer kunsthandwerklichen Reform mit einer kritischen Haltung gegenüber industriellen Herstellungstechniken. Künstler, die sich in verschiedenen gleich gesinnten Werkstätten vereinen, treten ein für kunsthandwerkliche Methoden und alte Techniken. Diese sollen dem Material und der Funktion eines Artefaktes gerecht werden. Stilistisch zeichnen sich Werke der Reformbewegung durch eine starke Vereinfachung der Form – sie verwendet die Formensprache des Art Nouveau – und eine große ornamentale Zurückhaltung aus. Das Arts and Crafts prägt europaweit entscheidend die Aufwertung des Kunsthandwerks.

 

Einer kunstgewerblichen Reformbewegung, der Arts-and-Crafts-Bewegung“, bereiten William Morris (1834 – 1896) und John Ruskin (1819-1900 ) den Weg um 1860 in England. Sie begegnet den geistigen, sittlichen und sozialen Folgen der Industrialisierung mit der Wiederbelebung des Kunsthandwerks und der Rettung handwerklicher Traditionen. Es geht ihnen um den künstlerischen Anteil an einem Werk, um solide Handwerkstechnik, Funktionalität, Materialgerechtigkeit und gediegene, möglichst aus Naturmaterialien abgeleitete Gestaltungslösungen. Vorbild ist die angeblich Mittelalterliche Gesinnung von Kunsthandwerkern. Durch die Zeitschrift „The Studio“ verbreiten sich Muster und das Gedankengut bis nach Deutschland oder Japan. Epochemachend und sich auf die Vereinfachung der Formensprache auswirkend, sind mehrere Ausstellungen der Arts and Crafts Exhibition Society von 1888 – 1893. Charles Rennie Mackintosh (1868 – 1928) schließt sich der Bewegung an und stellt 1896 seine kunstgewerblichen Arbeiten in London aus. Maschinell-industrielle Fertigungen – die Quelle erschwinglichen Schmucks für Jedermann – gelten als hässlich und werden abgelehnt.

Juweliere, die der Arts-and-Crafts anhängen, fokussieren sich auf handgefertigte individuelle Schmuckstücke. Dieser Prozess, so glauben sie, veredelt die Seele des Handwerkers und verfeinert den Ausdruck des Werkes. Die Qualität und Schönheit des Materials wie der Ausführung steht im Mittelpunkt. Arts-and-Crafts Goldschmiede vermeiden große, facettierte Steine, vertrauen dagegen auf die naturbelassene Schönheit von Steinen, etwa polierter und geschnittener Cabouchons. Indische Preziosen, die auf diversen Weltausstellungen gezeigt werden, begeistern das Publikum wegen der malerischen Wirkung und dem ungeheueren Wert der Edelsteine. Ihre Vorbildwirkung kommt gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum Tragen, als die Arts-and Crafts-Bewegung, die indische Eigenart, gemugelte Steine zu fassen, übernimmt.