louis-philippe 1830-1848 | LOUIS-PHILLIPE_STIL
Nach der Julirevolution von 1830 erlebt der nach dem Bürgerkönig benannte Louis-Philippe-Stil, eine Art Zweites Rokoko, in Frankreich seinen Höhepunkt. Während der Regierungszeit Louis-Philippes, die von 1830 bis 1848 dauert, nimmt das Bürgertum und mit ihm auch die französische Wirtschaft einen ungeheueren Aufschwung.
Neorokoko als Stilrichtung des Historismus hält sich in Frankreich als Zeichen der politischen Restauration bis in die 1890er Jahre hinein. Für die Rückkoppelung und Rückbesinnung an das Ancien régiem und die neue Begeisterung für das Rokoko, ist die Öffnung von Schloss Versailles – dem Inbegriff absolutistischer Herrscherkultur – als Historisches Museum im Jahr 1837 ausschlaggebend. Das Neorokoko ist ein Repräsentationsstil und unterstreicht die Legitimation wie die Zurschaustellung alter Werte. Er wird schnell vom aufstrebenden Finanzadel und dem Bürgertum übernommen.
In den letzten „goldenen Tagen der Bourgeoisie“ liebt man Renaissance-Vorbilder und kehrt zurück zu juwelengeschmückten Haarnetzen und Preziosen mit Emaileinlagen. Der Starjuwelier Frédéric Philippi (1814 – 1892) – ein gebürtiger Deutscher, der sich 1836 in Paris niederlässt – kreiert Prunkstücke aus barocken Perlen und leuchtendem Email Anhänger und Nadeln in Gestalt eines Kentauren.
Maschinelle Herstellungsverfahren wie Stanzen und Pressen, aber auch galvanische Methoden des Versilberns oder Vergoldens, ermöglichen komplexe und schnelle Schmuckausführungen. In Mengen werden jetzt gleichförmige Muster und Gliederteile hergestellt, die für verschiedenste Schmuckstücke gebraucht werden. Den Feinschliff der gepressten Grundmuster übernimmt der Juwelier noch mit Filigranverzierungen oder Perlen- wie Edelsteinfassungen. Jagdschmuck von Hubert Obry ist bis 1850 in Paris begehrt. Nachdem die Nasschemische Versilberung und Vergoldung ab 1840 möglich ist, werden Naturformen wie echte Blätter, Zweige oder Früchte dazu verwendet. Der Trend zu Naturformen fördert auch die Verwendung von Naturstoffen wie Muscheln oder Seeschnecken. Große Muschelkameen mit szenischen Darstellungen, geschnitten oder geätzt, montiert man in Neorokoko-Rähmchen. Auch feine Arbeiten aus winzigen Flussperlen, zu zarten Reihen aufgereiht und zu ornamentalen Mustern wie Schleifen oder Bogen geformt, sind begehrt. Koralle wird als Material hoffähig – Korallenfischerei führt zur Streitigkeit Frankreichs mit Algerien, die schließlich 1830 zur Besetzung des Landes führt.