empire style 1804 – 1815 | EMPIRE

Das Empire ist nach dem Kaiserreich Napoleons I. benannt und umfasst die Zeit von 1804 bis 1815. Der anfangs rein französische Repräsentationsstil – Paris nimmt die Führungsrolle in allen Geschmacksfragen ein – verbreitet sich europaweit, wo er noch länger anhält. Es ist ein geradlinig-strenger, aber schmuckreicher, prunkvoller Imperialstil, der auf den Formenkanon der griechischen wie römischen Antike zurückgreift. Auch das Egyptian Revival wirkt noch nach. Großer Aufwand wird mit Edelsteinen, Perlen und geschnittenen Steinen getrieben. Der Anspruch auf handwerkliche Perfektion der Hofjuweliere, Goldschmiede und Emailleure ist gefragt wie nie zuvor.
Der Beginn des 19. Jahrhunderts ist eine Zeit des Umbruchs, der Freiheit, des Fortschritts und der Industrialisierung. Bürgerliche Revolutionen und mechanische Arbeitsprozesse verändern die Gesellschaft. Napoleon Bonaparte krönt sich 1804 selbst zum Kaiser, erobert große Teile Europas. Klassizistisch beeinflusst ist der in seiner Gesamtheit etwas aufwendigere Stil des Consulat, während Napoleons Konsulzeit 1799 – 1804, und des fulminanten Empire, der Kaiserzeit Napoleon I. von 1805 – 1815. Das Consulat ist von Feldzügen Napoleons geprägt, durch die antike wie ägyptische Kunstschätze nach Paris gelangen. Seit dem Ägyptenfeldzug 1798 tritt in der Ornamentgestaltung ägyptisches Formengut wie Palmiers, Lotus, Pyramiden, Sphinxen und Greife auf. Es ist ein erstes Egyptian Revival.

 

Als Kaiser kehrt Napoleon mit neuem Pomp zum alten Repräsentationsstil zurück. Jacques-Louis David wird der künstlerische Programmdirektor des napoleonischen Kaiserreichs. Er ist der Begründer des Empire, des Reichsstils. Er bestimmt diktatorisch die Mode und alle zu verwendenden Stilelemente bis ins kleinste Detail. Besonders im Kunstgewerbe ist das antikisierend symmetrische Dekor wieder griechisch-römischen Vorbildern nachempfunden. Als Randverzierung beliebt ist die Mäander-Ornamentik. Lorbeer, Kränze, Girlanden, Bienen, Widderköpfe, Adler und Schwäne bilden das Repertoire einer kühlen Pracht und sind im Dekor vorrangig. Paris nimmt wieder seine alte Führungsrolle in allen Geschmacksfragen ein. Mit dem großen Aufwand an Edelsteinen, Perlen und geschnittenen Steinen ist auch ein hoher Anspruch der Juweliere, Goldschmiede und Emailleure an handwerkliche Perfektion verbunden. Für Napoleon arbeitet u.a. Marie-Étienne Nitot et fils, der Begründer von Chaumet. Er fertigt, zusammen mit seinem Sohn Francois Regnault, nicht nur Hochzeitsjuwelen für die Kaiserinnen, ebenso Napoleons Krone, Schwert und weiteren Zierrat zur Kaiserkrönung. Berühmt und heute in der Smithonian Institution in Washington ausgestellt, ist die Diamantenkette, die Napoleon 1811 für Marie Louise, Erzherzogin von Österreich, zur Geburt des Erben in Auftrag gibt. Die Kosten für das Geschmeide entsprechen den Kosten der jährlichen Hofhaltung der Kaiserin.

Napoleon I. schafft den Anschluss an fürstliche Traditionen. Nach den großen Arbeiten seiner Pariser Hofjuweliere richten sich die Hofjuweliere der übrigen europäischen Hauptstädte. Erstmals unterscheidet man Gala- und Tagesschmuck. Aufwendige Schmucksets, eine Parür mit prachtvoller Tiara und die Demiparür sind für die Demonstration von Macht und Reichtum unerlässlich. In zeitgenössischen Modejournalen informiert sich die Damenwelt über Angesagtes: „ Eine Elegante trägt um 1800 zu gleicher Zeit im Haar neben dem Diadem noch einen Kamm und Nadeln, um den Hals ein Collier und eine lange, dünne Goldkette, Armbänder über den Ärmeln, Ringe über den Handschuhen, lange Ohrringe, Brosche am Kleid und ein Schloss am Gürtel; wenn sie dazu noch einen Bukett Halter von Silber oder Gold und einen Fächer von echtem Material besitzt, so hat sie nicht mehr Schmuck bei sich, als es die Mode für unerlässlich hält.“