neo-classicism 1750 – 1830 | KLASSIZISMUS

Klassizismus bezieht sich als Stilbegriff auf die Bezeichnung Klassik, die vor allem auf das klassische Altertum verweist. Er fällt in die gesellschaftspolitisch wichtige Epoche des Übergangs vom Absolutismus zur Aufklärung, in der auch die wissenschaftliche Archäologie begründet wird. Ausgrabungen von Herculaneum 1837 und Pompeji 1748 bedeuten einen neuen Ansporn für die Rezeption antiker Formen.

Der das klassische Altertum nachahmende Stil beherrscht die Zeit von 1750 bis 1820/30 mit starken regionalen Unterschieden. In Deutschland spricht man von Klassizismus, in anderen Ländern von Neoklassizismus.
Zu unterscheiden sind in Frankreich noch der vorrevolutionäre Klassizismus unter Ludwig dem XVI., das Diréctoire und das Empire. In England wird der Stil zeitlich unterteilt in Late Georgian (1770 – 1811) und Regency (1811-1820).

Bereits in den frühen 1750er Jahren kommt in Dekor und Ornamentik frühklassizistisches Formengut auf. Nicht die Revolution bringt den großen stilistischen Wendepunkt. Die Hinwendung zur klassischen Antike beginnt mit dem Modewandel „dem englischen Stil“, vor allem unter dem Eindruck der Ausgrabungen in Pompeji und Herkulaneum 1748. Um 1750 wird England, – mit seinem liberalen Parlamentarismus und seiner Naturromantik – zum Vorbild freier, natürlicher Lebensformen. Adel auf der Grande Tour, Gelehrte und Künstler zieht es nach Rom und Neapel, zu den antiken Fundorten. Die größte Wirkung auf die Kunst und den Zeitgeschmack hat der Archäologe Johann Joachim Winckelmann. Seine Werke zur Nachahmung und Betrachtung der Kunst des Altertums werden in ganz Europa begeistert aufgenommen. Er propagiert das Ideal der „edlen Einfalt und stillen Größe“, das er in der Antike sieht. Die strengen Linien, der Rückgriff auf die antiken Säulenordnungen und die zahlreichen Zitate des klassischen Formenkanons – all das entspricht im ausgehenden 18. Jahrhundert sehr dem Zeitgeist der Aufklärung. Antike rückt ins allgemeine Blickfeld, verbreitet sich über Reproduktionen und wird die Gegenbewegung zum Rokoko. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Stilen, die in erster Linie vom Adel getragen wird, ist der Klassizismus auch Ausdrucksform des gehobenen Bürgertums.

 

Einfache Klarheit und strenge Gliederung drücken sich im Dekor wie in der Mode aus, nicht als Interpretation der Antike, sondern als direkte Kopie griechisch-römischer Vorbilder. Mäander-Ornamente, Wellenbänder, Blattornamente und Perlenstäbe tauchen häufig auf. Großes Gefallen findet die Schmuckkunst jetzt an Kameen mit antiken Figuren und mythologischen Szenen. Nachgebildet werden diese Reliefs auch in Steingut, seit 1769 etwa in Jasperware aus der Wedgwood-Manufaktur. Die antikisierenden Muster werden in Gold gerahmt als Medaillons, Broschen oder Besatzstücke für Diademe, Armbänder und Gürtel getragen. Auch Email kommt wieder zu Ehren, gerne als Grisaillemalerei. Gemäß der neuen Geschmacksrichtung kommen Perlen und Edelsteine sparsam verteilt in symmetrischer Anordnung vor. Elfenbein ist ein beliebtes Material.