modern style 1890- 1920 | JUGENDSTIL
Der Name Jugendstil steht für eine Reformbewegung im Kunstgewerbe in Deutschland, bei der es um eine Ästhetisierung des alltäglichen Lebens geht. Er leitet sich vom Titel der programmatischen Zeitschriften, die „Jugend“ ab.und steht gegen den Historismus der Gründer- und Kaiserzeit und deren Romantisierung der Vergangenheit mit allem Althergebrachten. Seine Blütezeit ist um 1900. Thematisch sind viele Jugendstil-Künstler vom Symbolismus geprägt. Postuliert wird ein Einklang mit der Natur. Nach einer ersten floralen Phase und durch die Natur inspirierten verspielten Formensprache, folgt die des abstrakten Ornaments, was Kunstrichtungen wie dem Art Déco oder der Avantgarde den Weg bereitet.
München, Darmstadt und Berlin gelten als wichtigste Zentren des Jugendstils in Deutschland.
In Deutschland wird die Art Nouveau Epoche Jugendstil genannt – nach der Münchner Wochenschrift „Die Jugend“, die 1896 erstmals erscheint und eine neue Kunst für eine neue Lebensform predigt.
250 Künstler und ihre Werke werden in den ersten sieben Ausgaben der Zeitschrift vorgestellt, viele sind zu der Zeit noch unbekannt wie Henry van de Velde, Aubrey Beardsley, Peter Behrens, Joseph Maria Olbrich, Louis Comfort Tiffany und Gustav Klimt.
Die Reformbestrebungen greifen in Deutschland und Österreich überall durch, vom Tapetenmuster bis zum modernen Siedlungsbau. Alles wehrt sich gegen das Imitieren alter Stilelemente, gegen den pompösen Zierrat bei Möbeln und Bauwerken der Zeit Kaiser Wilhelms II. Die funktionale Form und ästhetische Gestaltung, selbst Industriedesign wird salonfähig.
München ist eines der wichtigsten Zentren des Jugendstils in Deutschland. Die gute wirtschaftliche Lage der Stadt Ende des 19. Jahrhunderts und die Kunstpolitik des Prinzregenten 4uitpold begünstigen den künstlerischen Aufschwung.
In Deutschland entwickeln sich sehr verschiedene Künstlervereinigungen, die Sezessionen, die obwohl zeitgleich, regional sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen. Die Gründung der Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk 1897, durch Peter Behrens (1868 – 1940), Richard Riemerschmid (1868 – 1957), Jacob Julius Scharvogel (1854 – 1938), folgt getreu der englischen Arts and Crafts Bewegung. Die Künstler-Werkstatt-Gemeinschaft ist Wegbereiter für die Wiener Werkstätte wie auch der „Freien Vereinigung Darmstädter Künstler“.
Neben den Hauptzentren in München, Wien und Darmstadt, findet um die Jahrhundertwende auch Pforzheim Beachtung mit Schmuckstücken im Stil der neuen Kunst. Theodor Fahrner (1859 – 1919) ist hier Vorreiter des Designerschmucks.
Im Gegensatz zum Industriedesign produzieren Künstler der Wiener Sezession und die der 1903 gegründeten Wiener Werkstätte manuell und für ein gehobenes Publikum. Koloman Moser (1868 – 1918), Josef Hoffmann (1870 – 1956), Carl Otto Czeschka (1878 – 1960) und Dagobert Peche (1887 – 1923) entwerfen filigrane Schmuckobjekte, wobei Moser und Hoffmann streng geometrische, Czeschka und Peche ab 1906 vegetabile Formen bevorzugen. Gustav Klimts (1862 – 1918) ungegenständliche Muster – prätentiöse an Edelsteine erinnernde Ornamentik, flächig und zartfarbig – sind auch Vorbild für die Schmuckgestaltung und geben eine Richtung vor, wohin die Entwicklung geht.
Im Jugendstil – er gilt als der letzte gesamteuropäische Stil -, sind die nationalen Entwicklungen deutlich zu unterscheiden und zeigen einige wirklich beachtliche Schöpfungen Angewandter Kunst. Der Wert der Schmuckstücke ist nicht so sehr durch das Material bestimmt, als vielmehr durch seine originelle Erfindung.